#08 - Gruppenpuzzle
aktivierende und studierendenzentrierte Lehre fördern
Einleitung
Absolvent:innen von Universitäten haben im Berufsleben ihre Leistung meist im Team zu erbringen. Es ist daher sinnvoll, nicht nur Fachkompetenzen, sondern auch Schlüsselkompetenzen im Unterricht gezielt zu fördern. Dies kann zum Beispiel durch die Methode „Gruppenpuzzle” bewerkstelligt werden, da hier die selbstorganisierte Aktivität der Studierenden, die Zusammenarbeit und Kommunikation im Team eine besonders große Rolle spielen. In der Literatur sind unterschiedliche Varianten dieser Lehrmethode bereits gut dargestellt1,2. Daher wird hier nur eine kurze Einführung in den Ablauf der Lehrmethode beschrieben sowie auf mögliche Einsatzszenarien und ihre Vorteile eingegangen.
Eine noch ausführlichere Version dieses Artikels steht im OER-Repository zur Verfügung
Was ist die Gruppenpuzzle-Methode?
Die eigentliche Durchführung der Gruppenpuzzle-Methode gliedert sich in vier hintereinander ablaufenden Phasen - siehe auch Abbildung 1. Dazu kommen die Vorbereitung der Lehrperson sowie eine Einführung im Plenum.
Vorbereitung:
- Themenauswahl: Aufteilung eines umfangreicheren Themas in Teilthemen. Diese sollten so gestaltet sein, dass sie sich in ca. 5 min präsentieren lassen und gemeinsam wieder ein Ganzes ergeben.
- Gruppeneinteilung: Es werden gleich viele Stammgruppen wie Teilthemen benötigt. Die Anzahl der Gruppenmitglieder muss größer oder gleich der Anzahl der Teilthemen sein.
- Arbeitsauftrag: Jeder Stammgruppe wird ein Teilthema zugewiesen, die Gruppe soll eine Kurzpräsentation zu ihrem Thema erstellen. Am besten wendet man dafür die SMART-Prinzipien4 an und erstellt ein Arbeitsblatt mit Leitfragen.
Einführung:
Die Lehrperson erläutert Inhalte und Zeitplan der Lehrmethode, nimmt die Gruppeneinteilung vor und übergibt die Teilthemen den Gruppen in Form eines Arbeitsauftrags.
PHASE I – Stammgruppen:
Die Studierenden erarbeiten eigenständig die Inhalte des Teilthemas und bereiten eine Kurzpräsentation vor. Sie werden dadurch zu Expert:innen für ihr Teilthema.
Gruppenwechsel: Die Mitglieder der Stammgruppen werden gleichmäßig auf Expert:innengruppen aufgeteilt, sodass sich in jeder Gruppe wenigstens ein:e Expert:in für jedes Teilthema befindet.
PHASE II – Expert:innengruppen:
Die Expert:innen präsentieren reihum ihr Teilthema. Die Mitglieder der Expert:innengruppen werden dadurch auch zu Expert:innen für die anderen Teilthemen.
Gruppenwechsel: Die Expert:innengruppen kehren in ihre Stammgruppen zurück.
PHASE III – Stammgruppen:
In den Stammgruppen werden gemeinsam die Themen der anderen Gruppen präsentiert und besprochen.
PHASE IV – Plenum:
Abschließend werden alle Themen gemeinsam mit der Lehrperson besprochen. Die Lehrperson hat die Möglichkeit, Feedback von den Studierenden einzuholen, um besondere Herausforderungen zu erkennen.
Einsatzszenarien für die Gruppenpuzzle-Methode
- Überblick über ein komplexes oder umfangreiches Thema schaffen
- Wiederholung und Vertiefung bereits bekannter Lehrinhalte
- Förderung von Schlüsselkompetenzen durch Teamarbeit
Die Methode eignet sich gut für Lehrveranstaltungen mit bis zu 30 Studierenden.
Stärken der Gruppenpuzzle-Methode
- Aktivierung der Studierenden durch selbstständiges und selbstorganisiertes Arbeiten
- „Trittbrettfahrer:innen”, ein häufiger Vorbehalt bei Gruppenarbeiten, sind kaum möglich, da die Inhalte zwar in der Gruppe erarbeitet werden, danach aber von den Studierenden einzeln zu präsentieren sind.
- Studierendenzentriertheit: Die Lehrperson tritt in den Hintergrund, begleitet und unterstützt die Studierenden.
- Fördern von Schlüsselkompetenzen durch das Arbeiten im Team
- Akzeptanz von Studierenden: Das Gruppenpuzzle wurde von den Studierenden in der VU Konstruktionswerkstoffe (ca. 20 Studierende) als herausfordernd, anstrengend, aber auch lehrreich beschrieben.
- Methodenvielfalt einer Lehrveranstaltung (in Kombination mit anderen Methoden): Das wird von den Studierenden auch gewünscht und ist mit ein Grund, warum diese Lehrmethode so gut angenommen wird.
Durch Einholen von Feedback, zum Beispiel mit „feedbackr“, hat die Lehrperson die Möglichkeit, die Anwendung der Lehrmethode fortlaufend anzupassen und zu verbessern (Scholarship of Teaching and Learning4).
Mehr zum Thema „feedbackr“ finden Sie im Beitrag: #01 Feedbackr in der Rubrik Tools.
Das Gruppenpuzzle in der digitalen Lehre
Das Gruppenpuzzle kann sowohl in Präsenz als auch als Blended-Learning-Szenario oder gänzlich online eingesetzt werden.
- Für ein Blended-Learning-Szenario kann man die Phase I zur asynchronen Selbstlernphase machen.
- Die einzelnen Gruppenphasen können in einem Online-Setting über Breakout-Räume abgewickelt werden.
- Zur Ergebnissicherung kann in allen Settings ein gemeinsames Dokument erstellt werden, das im Lernmanagementsystem für alle zugänglich ist.
Bei einer Online-Variante ist zu bedenken, dass die Gruppenkohäsion und direkte Kommunikation online schwieriger ist und es deshalb möglicherweise mehr Moderation von der Lehrperson auch in den Breakout-Sessions bedarf, damit sich niemand überfordert fühlt5.
Literaturverzeichnis
- Kroker, Bettina. „Unterrichtsmethoden: Das Gruppenpuzzle.” Betzold Blog. April 04, 2020.
- Frankenberger, Rolf. 2008. „Das zersägte Klassenzimmer.” Universität Tübingen
- Schroer, Kevin. „Smart Ziele - Definition, Erklärung & Beispiele + Übungsfragen“. Zugriff am 7. April, 2023.
- Barr, R. & Tagg, J., (1995) From Teaching to Learning: A New Paradigm for Undergraduate Education. Change 26(6), 12-25.
- E-Teaching.org „Gruppenpuzzle”. Zugriff am 26. Mai 2023.